Leben im 6ten großen Artensterben – die österreichische Biodiversitätsstrategie darf nicht tatenlos bleiben
Am 20.September 2020 fand sich eine kleine Gruppe von interessierten GEarthies in den March-Thaya Auen, genauer gesagt in Marchegg, zusammen um sich gemeinsam bei einer Führung zum Thema Biodiversität inspirieren zu lassen.
Nachdem wir in der Nähe der berühmten Storchennester Postkarten an die Europäische Union über unsere Zukunftsvisionen von 2030 schrieben und unsere Eindrücke verarbeiteten, vom Staunen über die halbwilden Konikpferde welche die Flächen naturschutzgerecht beweiden bis hin zu den Erfolgsgeschichten des Reservats über erfolgreiche Wiederetablierungen seltener Insekten- und Pflanzenarten die wir gehört hatten, konnten wir mit Optimismus und dem Wissen dass sich gefährdete Arten und Lebensräume mit Hilfe von bedachtem Handeln doch auch erholen können, die Heimreise antreten.
Schon vor diesem Treffen haben einige von uns beim letzten Wochenende des diesjährigen Action Leader Trainings beschlossen, sich zukünftig im Namen von Generation Earth speziell dem Thema Biodiversität widmen zu wollen. Als nächsten Schritt haben wir uns der Konsultation mit der österreichischen Biodiversitätsstrategie 2030 gewidmet.
Besonders davon zu lesen wie wenige bis gar keine Vorhaben der vorläufigen Strategie 2020 umgesetzt wurden und wie drastisch der Handlungsbedarf diesbezüglich ist, hat uns schließlich veranlasst, der derzeitigen Umweltministerin Leonore Gewessler einen Brief zu schreiben, der folgende Forderungen priorisiert hat:
- Junge Menschen müssen noch stärker in den Konsultationsprozess eingebunden werden denn die Biodiversitätskrise beeinflusst neben der Klimakrise unsere Zukunft hauptsächlich
- Im weiteren Prozess können Mittel wie ein Bürger*innenrat zu noch inklusiverer Beteiligung der Bevölkerung führen
- Die Biodiversitätsstrategie 2030 braucht eine verbindliche Umsetzung mit ausreichender Finanzierung, Zielwerten und Kontrollen damit sie nicht wie die vorherige Strategie ignoriert wird
Zu unserer Freude haben wir sehr schnell eine Antwort vom Ministerium bekommen.Auf viele unserer Forderungen wurde allerdings nicht (ausreichend) eingegangen, daher haben wir nachgehakt. Schließlich wurden wir von Sarah Warscher, Kabinettsmitarbeiterin von Leonore Gewessler zuständig für Biodiversität und Artenschutz, und Gabriele Obermayer, Verantwortliche aus dem Umweltministerium, zu einem Treffen eingeladen. Dieses hat coronabedingt am 10.November online stattgefunden hat. Unterstützt wurden wir bei dem Treffen sowie auch bei der Vorbereitung dafür vom WWF Artenschutzexperten Arno Aschauer.
Im Gespräch konnten wir auch noch einmal auf die Dringlichkeit der politischen Etablierung der Strategie hinweisen, gerade nach dem katastrophal schlechtem Abschneiden von Österreich im aktuellen Bericht „State of nature in the EU“ der Europäischen Umweltagentur (EEA). Auch unser Vorschlag von Bürger*innenräten scheint auf Interesse gestoßen zu haben und konnte noch einmal vorgestellt und diskutiert werden. Als vielleicht größten Erfolg sehen wir dass wir als Gastexpertinnen für eine zukünftige Sitzung der nationalen Biodiversitäts-Kommission (NBK) von Gabriele Obermayer eingeladen wurden. Wir bleiben jedoch bei unserer Forderung nach Generationengerechtigkeit und einer permanenten Beteiligung von Jugendlichen im NBK.
Österreich hat trotz seines Rufs als Naturschutzland noch einen weiten Weg für eine ökologischere Zukunft in der wir Arten und Lebensräume ausreichend wertschätzen und schützen. Daher werden wir uns weiter mit eurer Hilfe im Namen der Jugend für Biodiversität einsetzen!
AutorInnen: Das Fighting for biodiversity-Team
Bildcredit: Fini Just